Unterbesetzte Teams, der Druck, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen, Verpflichtungen und psychische Belastungen außerhalb des Arbeitsplatzes: Stress und das Gefühl der Überforderung belasten viele Berufstätige. Die Krankenkassen in Deutschland verzeichnen seit 2000 einen fast stetigen Anstieg an Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen.

Die seelische Gesundheit von Mitarbeitenden ist dabei aber nicht nur wichtig für die Produktivität, sondern auch für die Stimmung im Team. Dazu gehört auch ein empathischer und respektvoller Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden.

Die Weichen für eine ausgewogene Work-Life-Balance und akutes Stressmanagement stellen zum einen die Führungskräfte – aber auch Recruiter:innen bereits in der Bewerbungs- und Einstellungsphase. Es ist besonders wichtig, auf die persönlichen Bedürfnisse und kulturelle Hintergründe zu achten und auf Anzeichen einer möglichen Über- oder auch Unterforderung im neuen Job zu achten.

 

Fünf Tipps für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

  1. Auf eine ausgewogene Work-Life-Balance achten: Dank Smartphones und Internet ist es so schwer wie nie, auf eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu achten. Führungskräfte sollten deswegen die Grenzen ihrer Teammitglieder wahren und nicht erwarten, dass sie immer erreichbar sind. Dazu gehört es auch, besondere Lebenssituationen anzuerkennen: Wer aktuell privat kleine Kinder zu versorgen und die Eltern zu pflegen hat, kann Verständnis und Unterstützung am Arbeitsplatz unter Umständen gut gebrauchen. Übrigens sind Führungskräfte auch Vorbilder – achte also selbst darauf, wann du E-Mails verschickst und wie viele Überstunden du selbst machst.
  2. Stress managen: Viele Projekte, herannahende Abgabetermine, unterbesetzte Teams: Viel Arbeit, die sich nur auf wenige Schultern verteilen lässt, erfordert Multi-Tasking und Überstunden – und das verursacht Stress. Jeder muss im Sinne der Selbstfürsorge auf regelmäßige Pausen und ein durchdachtes Projektmanagement achten, realistische Ziele und Deadlines setzen und vor allem die Leistung des Teams anerkennen und bei Problemen unterstützen.
  3. Psychisch erkrankte Mitarbeitende unterstützen: Psychische Belastungen oder Erkrankungen sind nicht immer offensichtlich. Sollte dir bei Kolleginnen und Kollegen eine Verhaltens- oder Wesensänderung auffallen, ist es dennoch ratsam, die betreffende Person darauf anzusprechen und Unterstützung anzubieten. Fällt jemand längere Zeit aus, sollten Führungskräfte den Kontakt halten und einen stufenweisen Wiedereinstieg unterstützen. Auch in besonderen Lebenssituationen, die belastend sind, können Chef oder Chefin zur Seite stehen und beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten oder Auszeiten anbieten, wo möglich. Das Wichtigste bei alledem ist es allerdings, diskret zu sein.
  4. Mitarbeitende motivieren und wertschätzen: Auch Motivation spielt eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Wer sich und seine Meinung und Wohlbefinden ernstgenommen fühlt und gerne zur Arbeit geht, ist engagiert bei der Sache. Führungskräfte sollten also darauf achten, ihre Teammitglieder bei Entscheidungen möglichst miteinzubeziehen, ihre Leistung anzuerkennen, sie bei Veränderungsprozessen zu begleiten, Ziele und Entwicklungsmöglichkeiten transparent zu kommunizieren und ein offenes Ohr für Sorgen zu haben.
  5. Konflikte auflösen, Teamgeist fördern: Streit und starker Konkurrenzdruck unter Kolleginnen und Kollegen drücken die Stimmung im Team und verursachen so zusätzlichen Stress. Führungskräfte sollten Konflikte vor allem dann ansprechen, wenn sie einen Einfluss auf die Arbeit haben, und Lösungen gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeiten. Ein Wir-Gefühl im Team ist wichtig – dementsprechend muss die Personalpolitik des Unternehmens, Situationen mit Konfliktpotenzial wie Umstrukturierungen oder Beförderungen im Auge behalten und begleiten. Im Ernstfall lohnt es sich, externe Hilfe, etwa in Form von Mediation, in Anspruch zu nehmen.